Wir wollen Friede, nicht Krieg

Von E. Wicki, 15.03.2018

Peacemaker zu sein ist eine ehrenvolle Angelegenheit. Nicht nur, weil die Friedensstifter auf dem Pausenplatz und in den Klassen Streit schlichten. Die Peacemaker der Schule Apfelbaum werden von ihren Klassenkameraden in einer geheimen Wahl gewählt. Wie ernst die Peacemaker ihre Aufgabe nehmen, zeigt sich bei einem Besuch in einer ihrer Sitzungen.

Vier der 14 Friedensstifter nach der Sitzung, von links nach rechts: Agata, Lukas, Remo, Lauriane

Vier der 14 Friedensstifter nach der Sitzung, von links nach rechts: Agata, Lukas, Remo, Lauriane

Die Sitzung

Wie arbeiten die Peacemaker?

Es ist Donnerstagmittag. Die meisten Schüler sind jetzt entweder zuhause beim Mittagessen oder geniessen die Pause im Hort. Nicht so die Peacemaker. Sie haben sich verpflichtet, alle sechs Wochen über Mittag an den Peacemaker Sitzungen teilzunehmen. Was machen sie dort?
Erst mal wird auch hier zu Mittag gegessen. Es lässt sich schliesslich kein Streit schlichten mit leerem Magen. Dann jedoch, um halb eins, geht es an die Arbeit. Die Peacemaker bilden sich weiter im Konfliktmanagement.
Man trifft sich im Kreis. Es ist wichtig, sich auszutauschen: Was ist gut gelaufen in den letzten sechs Wochen? Wer hat Konflikte lösen können? Wer hat es versucht und nicht geschafft? Wie könnte man diesen Konflikten anders begegnen?
Die Schülerinnen und Schüler berichten von ihren Erfahrungen. Dabei sind die Szenarien, die sie schildern, keineswegs einfach zu lösen.

Wie lösen die Peacemaker Konflikte?

Die Peacemaker halten sich an ein Deeskalationsverfahren:

1. Hilfe anbieten
2. Beide Seiten der Geschichte anhören
3. Die Streitenden fragen, wie sie sich fühlen
4. Die Streitenden fragen, ob sie eine Idee hätten zur Lösung des Konflikts. Haben die Streitenden keine Idee, schlagen die Peacemaker eine Lösung vor.
5. Die beiden Streitenden besiegeln per Handschlag die gemeinsam gefundene Lösung. 

Gemäss ihren Erzählungen halten sich die Peacemaker an diesen Ablauf und sind damit oft erfolgreich. Jedoch nicht immer: Was tun, wenn einer der beiden Involvierten seine Sicht nicht erzählen will, sondern einfach davonläuft? Jacqueline Spiess und Cyril Perret beraten, loben und ermutigen die Schüler und Schülerinnen. Dann geht die Schulung los.

Die Schulung im Konflitkmanagement

Das Thermometer

Die Lehrpersonen zeigen eine Videosequenz mit vielen konfliktträchtigen Momenten. Dabei schauen die Peacemaker nicht passiv zu, im Gegenteil: Sie beobachten das Geschehen und entscheiden, wann der emotionale Thermometer der Beteiligten steigt. Wenn eine Person im Video plötzlich wütend, genervt, ängstlich, aggressiv oder sonstwie emotional instabil wird, rufen sie «Stopp!». Das Video wird angehalten und die Peacemaker diskutieren, was hier falsch gelaufen ist und wie die Menschen anders hätten handeln können. 

Peacemaker berichten

Remo, 3. Klasse
«Schwierig ist, wenn zwei Kollegen sich streiten. Einmal hätte ich fast für den einen Partei ergriffen.»

Lukas, 5. Klasse
«Ich war schon zwei Mal Peacemaker. Es macht mir Spass, Streit zu lösen. Ich bin dafür geschaffen. Ich habe einen kleineren Bruder und muss richtig viel Geduld haben.»

Lauriane, 3. Klasse
«Es ist schön, wenn man einen Streit zwischen zwei Freunden schlichten kann. Wenn Grössere streiten und man sich nicht getraut, zu schlichten, kann man auch die Pausenaufsicht um Hilfe bitten.»

Agata, 4. Klasse
«Als Peacemaker kannst du deine Pause geniessen. Aber wenn du Streit siehst, dann weisst du auch, wie du ihn schlichten kannst.»

Interview mit den beiden Peacemaker Gründern der Schule Apfelbaum

Jacqueline Spiess und Cyril Perret haben das Konzept der Peacemaker vor rund 15 Jahren an der Schule Apfelbaum eingeführt. 

Wie führt man das Projekt Peacemaker an einer Schule ein?
Wir mussten dafür eine Ausbildung machen. Es ist wichtig, dass das gesamte Lehrerteam hinter dem Projekt steht. Peacemaker zu haben, kann eine Schulkultur stark prägen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Peacemaker auszubilden?
Es gibt eine Organisation, die Leiter von Peacemakern schult. Wir fanden es super, wie sie dort arbeiten. Die Kinder, die bei uns die Ausbildung absolvieren, lernen viel fürs Leben. Wir besprechen oft Situationen, die sogar für Erwachsene schwierig zu lösen sind.

Was hat es für einen Effekt auf die Schule, dass es Peacemaker gibt?
Ein Drittel der Kinder, die hier zur Schule gehen, durchlaufen unsere Weiterbildung. Externe Besucher geben uns die Rückmeldung, man spüre auf dem Schulareal, dass wir uns mit dem Thema Konfliktlösung beschäftigen. Eine wichtige Erkenntnis unserer Schulung ist, dass man schon geholfen hat, wenn man nicht einfach wegschaut.

Was ist das beste für euch am Projekt Peacemaker?
Die Erzählrunden während den Sitzungen machen uns viel Freude. Wir merken dabei immer wieder: Wir machen hier nicht nur Theorie. Was wir miteinander lernen, wird tagtächlich umgesetzt für ein friedliches, konstruktives Miteinander.

 

 

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